Gips ade!

Diagnose: 

  • Hüftdysplasie: rechts alpha Winkel 48 Grad/beta 79 Grad Hüfttyp nach Graf D, links alpha 61 Grad/beta 64 Grad Hüfttyp nach Graf 1b
  • Alter bei der Diagnose: 8 Wochen
  • Vorbelastung: 3 Generationen mütterlicherseits
  • Behandlung: 2 Monate Hüftgips, 2 1/2 Monate Tübinger Schiene (2 Monate voll, 2 Wochen nachts)

Die Nachricht, dass die Kleine einen Hüftgips bekommt, hat mich komplett überrannt. Da ich selbst als Baby eine Spreizhose hatte, habe ich direkt nach der Geburt bei der U2 darauf hingewiesen. Leider wurden wir auf die U3 vertröstet. Bei dieser wurde ein grenzwertiger Wert gemessen, sollten vier Wochen breit wickeln und uns dann bei einem Kinderorthopäden vorstellen. In Frankfurt bin ich dann relativ schnell auf die Orthopädische Unfallklinik Friedrichsheim gestoßen und habe dort einen Termin vereinbart.

Beim Termin war die behandelnde Ärztin etwas überrascht, dass wir so spät erst kommen und hat mir geraten, die Hüfte beim nächsten Kind sofort prüfen zu lassen. Am Ende habe ich mich sehr darüber geärgert, bei der U2 nicht beharrlicher gewesen zu sein und die Behandlungsempfehlungen der gemessenen Werte bei der Kinderärztin nicht überprüft zu haben. Dass A. einen Hüftgips bekommen soll und das noch am nächsten Tag, hat mich ziemlich umgehauen und ich brauchte erst einmal Bedenkzeit. Ich wusste vorher überhaupt nicht, dass es so einen Gips gibt! Und dann noch eine Narkose bei so einem kleinen Baby! Nach dem ersten Schockmoment, Absprache mit dem Papa und unzufriedenstellender Recherche im Internet (am meisten hat: https://hipdysplasia.org geholfen), haben wir uns für die Gipsanlage entschieden. So ging es dann direkt zu den Aufklärungsgesprächen, aber um ehrlich zu sein, war ich viel zu aufgeregt, um folgen zu können bzw. mir überhaupt etwas zu merken. Zum Glück konnte ich eine Kopie der Aufklärungsbögen mitnehmen.

 

Gipsanlage:

Der Abend vor der OP war die Hölle, ich war komplett aufgelöst und wusste nicht wohin mit mir. Ich habe die Kleine noch einmal extra lange strampeln lassen und mir einen Wecker gestellt, damit ich sie nachts noch zum letzten Termin stillen konnte.

Morgens, nach wenig Schlaf, sind wir gemeinsam in die Klinik gefahren. Um 7:00 mussten wir uns auf Station einfinden, A. bekam ein Babybett und ein OP-Hemd. Natürlich hatte sie dann schon Hunger, aber ich habe sie extra beim Papa auf dem Arm gelassen, damit sie vom Milchgeruch nicht noch hungriger wird. Um 8:00 durften wir A. bis zum OP begleiten. Der Anästhesist war super nett und hat noch einmal Details zur Narkose erklärt. Dann fing das ewige Warten an… Knapp eine Stunde später kam dann der erlösende Anruf. Wir waren schon  im Aufwachraum als A. hereingebracht wurde. Ich habe mich direkt bereit zum Stillen positioniert, da ich ahnte, dass sie einen Riesenhunger hat.

Die ersten Stunden waren ziemlich hart, da die Kleine schon etwas desorientiert schien. Das Stillen ging nur im Stehen über sie gebeugt und der Gips war extrem unhandlich. Komplikationen gab es glücklicherweise keine. Es waren sehr anstrengende Stunden, die Kleine hat nachts viel geweint und ich war froh am nächsten Tag wieder nach Hause zu können.

A mit Gips

Alltag mit Gips

Durch den unbequemen Gips wurde A. zu einem totalen Armkind und wollte nur getragen werden. Da es zudem Sommer war, war der Gips bestimmt unangenehm heiß. Insbesondere in den Abendstunden hat sie sehr viel geschrien und ist nur auf dem Arm oder aufrecht auf meiner Brust eingeschlafen. Das Wickeln hatten wir schnell gelernt und wir hatten das Glück, das nie eine Windel ausgelaufen ist. Am besten fand ich Pampers Premium Protection, sie saugen sehr gut und sind schön dünn. Vor dem Wickeln habe ich zusätzlich die Kleber abgeschnitten. Die Autofahrten waren extrem anstrengend, da der Sitz wohl sehr unbequem war. Dies wurde mit dem speziellen Kindersitz von Maxi Cosi schlagartig besser. Am Schlimmsten waren die kritischen Fragen und abwertenden Blicke der Menschen auf der Straße – viele dachten tatsächlich ich hätte die Kleine fallen lassen.

Beim zweiten Gipswechsel war ich relativ entspannt , A. war danach auch viel besser drauf. Ich muss sagen, der Kalender in diesen Monaten war extrem voll. Eigentlich rennt man gefühlt von Arzttermin zu Arzttermin. Eigentlich habe ich mir gerade die ersten Monate entspannter vorgestellt. Nach dem ersten Monat Gips konnte folgende Verbesserung gemessen werden: rechts alpha 58 Grad/ beta 63 Grad Hüfttyp D, links alpha 62 Grad, beta 66 Grad mit Hüfttyp 2a.

Bei der Gipsentfernung hat die Kleine geweint, aber sich sehr schnell an die neue Freiheit gewöhnt und ich durfte endlich wieder die kleinen Hosen auspacken. (Messwerte rechts: alpha 64 Grad/beta 43 Grad und links alpha 69 Grad/beta 47 Grad, beide Hüfttyp 1b). Gegen Ende der Schienentragezeit wurde A. etwas unzufrieden, aber es hielt sich in Grenzen. Die Schiene war kein Hindernis für erste Drehversuche und den wöchentlichen Schwimmkurs. Nach zwei Monaten Schiene musste A. sie weitere zwei Wochen nur noch nachts tragen. Entlassungswerte: rechts alpha 68 Grad/ beta 64 Grad und links alpha 67 Grad/beta 69 Grad, je Hüfttyp 1b.

 

Weiterentwicklung

Mit 9 Monaten ist die Kleine ein total aktives Mädchen: sie sitzt, krabbelt, steht und läuft um Gegenstände herum. Ich glaube, dass sie gerade aufgrund der eingeschränkten Freiheit ihren enormen Bewegungsdrang ausgelebt hat. Besonders gut hat ihr auch der Schwimmkurs gefallen, die Schwimmlehrerin ist extra für uns noch auf Übungen zur Stärkung der Beinmuskulatur eingegangen.

Eine Woche vor ihrem ersten Geburtstag hat sie die ersten Schritte geübt und schon einen Monat später ist sie gerannt wie eine Wilde. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch einmal zur Nachkontrolle mit Röntgen, soweit war alles in Ordnung. Eine weitere Kontrolle steht im Alter von 3 Jahren an.